Rhein-Erft – Möglichst lange selbstbestimmt leben, das wünscht sich eigentlich jeder Mensch. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem es allein nicht mehr geht und Unterstützung von Nöten ist. Was macht man dann? Welche Hilfsmöglichkeiten gibt es? Und wie bekomme ich diese? Solche und viele weitere Fragen beantwortet im Rhein-Erft-Kreis seit rund fünf Jahren die Caritas-Senioren- und Pflegeberatung. Der Bedarf für das kostenfreie Angebot ist groß: Die vier Mitarbeitenden betreuen inzwischen rund 1.800 Kunden. Rainer Rose hat das Angebot aufgebaut und leitet die Beratung. Er berichtet über seine Erfahrungen.
Wer nimmt Ihr Beratungsangebot wahr?
Rainer Rose: Der größte Teil unserer Klienten ist Anfang 80, wenn sie zu uns kommen. Wobei man sagen muss, dass es meistens die Angehörigen sind, die den Kontakt suchen. Der Druck ist hier oft groß, weil der Schritt, Hilfe anzunehmen, nicht selten sehr lange hinausgezögert wird. Die Akzeptanz kommt nicht von heute auf morgen. Was viele nicht wissen, wir beraten aber nicht nur für alte Menschen, sondern auch für Kinder, die pflegebedürftig sind.
Um welche Themen geht es in der Beratung am häufigsten?
Rainer Rose: Den größten Teil macht der Bereich „Alltagshilfe“ aus. Dabei geht es darum, Hilfe im Haushalt zu bekommen, Begleitung zu Arztterminen zu finden, Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen, aber auch Parkerleichterungen. Aber natürlich vermitteln wir auch Pflegeleistungen oder verordnen Hilfsmittel, wie einen Rollstuhl oder ein Pflegebett. Das dürfen wir nämlich als ausgebildete Pflegefachkräfte.
Darüber hinaus arbeiten wir eng mit der Kreispolizeibehörde zusammen und informieren zu Aufklärungsangeboten zum Beispiel über Trickbetrug.
Wie läuft so eine Pflegeberatung ab?
Rainer Rose: Ganz wichtig ist, dass die Kunden nicht zu uns kommen, sondern wir zu ihnen. Wir besuchen sie zu Hause, sprechen vor Ort mit den Menschen und schauen uns auch direkt die Wohnsituation an. Da kann man schon mal sehen, ob zum Beispiel der Einbau einer ebenerdigen Dusche helfen würde. Die Gespräche dauern in der Regel dreißig Minuten. Unsere Erfahrung ist, dass die Menschen sehr dankbar sind, wenn man ihnen einfach nur zuhört. Gemeinsam überlegen wir dann, was die Situation verbessern kann. Falls nötig begleiten wir natürlich auch bei der Einstufung in eine Pflegestufe und anderes mehr.
Welchen Vorteil haben die Menschen, wenn Sie sich an Sie wenden?
Rainer Rose: Unser größtes Pfund ist das riesige Netzwerk an Kontakten, über das wir verfügen. Wir wissen, welche Leistungen man wo am besten bekommt. Ein schönes Beispiel ist die Vermittlung eines 50.000 Euro teuren Überwachungsbetts für ein pflegebedürftiges Kind, bei dem die Atmung nachts aussetzte. Die Krankenkasse weigerte sich, die Kosten zu übernehmen. Ich habe mich dann mit einer Stiftung in Verbindung gesetzt, die die Kosten tatsächlich übernommen haben.
Sie haben mit 200 Kunden angefangen inzwischen sind es 1.800. Wie sehen Sie den weiteren Bedarf an Pflegeberatung?
Rainer Rose: Er wird steigen. Das liegt nicht nur an der wachsenden Zahl älterer Menschen, sondern auch daran, dass die Senioren und ihre Bedürfnisse inzwischen mehr in den Fokus gerückt sind, was ich sehr begrüße. Denn alt werden wir alle irgendwann einmal. Und dann ist jeder froh und dankbar, wenn er Hilfe und Unterstützung bekommt. Das erleben wir jeden Tag aufs Neue.
Weitere Informationen
https://www.caritas-rhein-erft.de/senioren-pflege/angebote-fuer-senioren/senioren_und_pflegeberatung/
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Der Caritasverband Rhein-Erft-Kreis e. V. ist Träger von rund 70 Diensten und Einrichtungen rund um ambulante und stationäre Pflege, Familien-, Kinder- und Jugendhilfe sowie Beratungsdienste. Neun Seniorenzentren betreibt der Verband im Kreisgebiet. Mit über 1.700 Mitarbeitenden gehört er zu den größten Arbeitgebern im Rhein-Erft-Kreis. Hinzu kommen rund 1.000 Ehrenamtler. Damit ist der Caritasverband zugleich der größte Wohlfahrtsverband im Rhein-Erft-Kreis.
Bildzeile:
Beraten rund um das Thema Pflege – das Team der Caritas-Senioren- und Pflegeberatung in Kerpen (von links): Leiter Rainer Rose und die Mitarbeiterinnen Claudia Klöckner, Claudia Pape-Hansmeyer und Helga Halfen. Nicht im Foto: Pflegeberaterin Pia Dott.
Foto: Carsten Preis / Abdruck honorarfrei
Bildzeile:
Leitet die Caritas-Senioren- und Pflegeberatung im Rhein-Erft-Kreis: Rainer Rose.
Foto: Barbara Petri / Abdruck honorarfrei