Neues Beratungsangebot bei sexualisierter Gewalt

20.06.22, 17:20
Kaspar Mueller-Bringmann
220615_CVRE_Koop_EB-Erftstadt_Jugendamt_mr (c) Carsten Preis

Erftstadt – Der Umgang mit sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist nicht nur für Familien, sondern auch für pädagogische Fachkräfte mit vielen Fragen verbunden. Wo zum Beispiel fängt sexualisierte Gewalt in der Schule an? Wohin können sich Angehörige und pädagogische Fachkräfte in Verdachtsmomenten wenden und was ist zu tun, wenn sich ein Verdacht bestätigt? Hilfe zu diesen und vielen weiteren Fragen bieten ab sofort Thomas Pieger und Regina Mussi, Mitarbeitende der Caritas-Erziehungs- und Familienberatungsstelle Erftstadt (EB Erftstadt). In einer Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Erftstadt bieten sie eine spezialisierte Beratung zu sexualisierter Gewalt an.

In 25 Prozent der Fälle passiere sexuelle Gewalt im direkten, in 50 Prozent im erweiterten familiären Umfeld, betont Frank Dirlam, stellvertretender Leiter des Jugendamtes Erftstadt und Abteilungsleiter Soziale Dienste. Zudem stiegen die Fallzahlen auch durch neue technische Möglichkeiten wie Smartphones und ihre Anbindung an Social Media-Plattformen und Messengerdienste. Denn es gehe nicht nur um Fälle körperlicher Gewalt, sondern auch um deren Vorformen, um Mobbing, und verletzende Sprache. „Wir gehen von einer hohen Dunkelziffer aus“, sagt Dr. Britta Schmitz, Leiterin der EB-Erftstadt.

Das neue Angebot versteht sich als Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche, Familien sowie Fachkräfte und ruht im Kern auf drei Säulen: Prävention, Intervention und Vernetzung. So früh wie möglich müssten die Fachkräfte in Kita und Schule für das Thema sensibilisiert und Kinder und Jugendliche gestärkt werden, betonen Ralf Knütter, Fachberatung präventiver Kinderschutz, und Christina Vehoff, Mitarbeiterin der Abteilung Soziale Dienste (beide Stadt Erftstadt). Deshalb soll die Kooperation mit Schulen und Kita zur Aufklärung, Information und Beratung ausgebaut werden.

Entscheidend sei dabei die Vernetzung der Hilfsstellen und zuständigen Institutionen, erläutert Thomas Pieger, denn: „So eine Aufgabe kann man nur gemeinsam schultern.“ Pieger, Regina Mussi und die Mitarbeitenden des Jugendamtes arbeiten deshalb unter anderem mit dem Gesundheitsamt, dem schulpsychologischen Dienst, dem Familiengericht, der Polizei, Kinderschutzambulanzen und Vereinen zusammen.

Neben der vorbeugenden Arbeit begleitet und unterstützt die Fachberatung beider Institutionen in konkreten Fällen sexualisierter Gewalt. Dies reicht von der Beratung und Risikobewertung bei Verdachtsfällen bis hin zur Begleitung und Unterstützung nach Übergriffen. Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an Kinder und Jugendliche, die Opfer von Übergriffen durch Erwachsene geworden sind. Die Fachberatung unterstützt und begleitet auch bei sexuellen Übergriffen zwischen Kindern und Jugendlichen und berät betroffene Familien.

Bereits seit 2019 gibt es einen regelmäßigen Austausch zwischen EB-Erftstadt und Jugendamt in einem Fachkreis zum Thema. Zudem haben sich Mitarbeitende von Stadt und Beratungsstelle zu sogenannten Präventionsmanagern ausbilden lassen, die speziell im Umgang mit Kindern geschult sind.

Für die neue Beratung ist eine halbe Stelle eingerichtet worden, die vom Land Nordrhein-Westfalen zu 70 Prozent gefördert und von der Caritas bezuschusst wird. Möglich macht die Förderung das neue Kinderschutz Gesetz NRW. Das seit Mai 2022 geltende Gesetz sieht eine flächendeckende Beratung vor und stellt Projektgelder zur Verfügung. Auch andere Städte im Rhein-Erft-Kreis haben sich Dank der Förderung auf den Weg gemacht: Die Stadt Bergheim erhält bereits eine Förderung, Hürth, Kerpen und Wesseling haben diese beantragt.

 

Infobox:

Caritas-Erziehungs- und Familienberatung Erftstadt

Schlossstraße 1a, Erftstadt

Telefon: 02235 - 60 92

Mail: info-ebe@caritas-rhein-erft.de

 

Jugendamt Erftstadt

Holzdamm 10

Telefon: 02235/409-0/-230

Mail: frank.dirlam@erftstadt.de

 

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Der Caritasverband Rhein-Erft-Kreis e. V. ist Träger von rund 70 Diensten und Einrichtungen rund um ambulante und stationäre Pflege, Familien-, Kinder- und Jugendhilfe sowie Beratungsdienste. Neun Seniorenzentren betreibt der Verband im Kreisgebiet. Mit über 1.600 Mitarbeitenden gehört er zu den größten Arbeitgebern im Rhein-Erft-Kreis. Hinzu kommen rund 1.000 Ehrenamtler. Damit ist der Caritasverband zugleich der größte Wohlfahrtsverband im Rhein-Erft-Kreis.

 

Bildzeile:

Die Caritas-Erziehungs- und Familienberatung Erftstadt (EB-Erftstadt) und das Jugendamt der Stadt Erftstadt bauen gemeinsam eine spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendlichen auf (von links): Ralf Knütter (Fachberatung präventiver Kinderschutz und stellv. Abteilungsleiter Soziale Dienste, Stadt Erftstadt), Christina Vehoff (Abteilung Soziale Dienste, Pflegekinderdienst, Stadt Erftstadt), Dr. Britta Schmitz (Leiterin EB Erftstadt), Frank Dirlam (stellv. Amtsleiter des Amtes für Jugend, Familie und Soziales, Abteilungsleiter Soziale Dienste, Stadt Erftstadt), Regina Mussi (EB Erftstadt) und Thomas Pieger (EB Erftstadt).

 

Foto: Carsten Preis/Abdruck honorarfrei

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