Erftstadt – Rund vier Millionen Kinder in Deutschland haben psychisch- oder suchtkranke Eltern. Die Erkrankungen prägen das Familienklima und belasten die seelische Gesundheit der Kinder. Das Problem: Vorhandene Hilfsangebote haben in der Regel entweder die Eltern oder die Kinder im Blick. „Die Psychiatrie konzentriert sich auf die Eltern, die Jugendhilfe auf die Kinder“, sagt Udo Richartz von der Psychosozialen Beratungsstelle und Fachambulanz Sucht des Caritasverbandes Rhein-Erft. Das Projekt Phönix Plus, das 2016 im Rhein-Erft-Kreis startete, sollte dies ändern. Seitdem arbeiten die Caritas-Familien- und Erziehungsberatung in Erftstadt und die Fachambulanz eng mit Stellen im Gesundheitssystem sowie der Kinder- und Jugendhilfe zusammen. Das Projekt ist einer von elf Standorten der Initiative „Chance für Kids“ im Erzbistum Köln. Jetzt liegt ein erstes Zwischenergebnis zur Wirksamkeit der Projekte der Initiative vor. Die Teilnehmer und Fachkräfte stellen ein gutes Zeugnis aus.
Laut einer ersten Untersuchung des Instituts für Kinder und Jugendhilfe in Mainz profitieren besonders die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen von der Behandlung. Ihre psychische Gesundheit verbessere sich, sie fühlten sich nach den Beratungen deutlich sicherer, wenn sie Lösungen für Konflikte finden mussten, ihnen fiel es leichter Kontakte aufzubauen, Empathie zu empfinden und anderen Menschen zu vertrauen. „Die Zustimmung ist hier deutlich höher, als bei den bisher bestehenden Hilfsangeboten“, betont Richartz. Für dieses Zwischenergebnis werteten die Mainzer Wissenschaftler bisher 118 Beratungsverläufe aus der gesamten „Chance für Kids“ Initiative aus.
Die positiven Rückmeldungen führt der Diplom-Psychologe auf unterschiedliche Faktoren zurück. So sind die Projektmitarbeiter fachlich noch einmal speziell geschult worden, können durch die bessere Vernetzung leichter zu anderen Hilfsstellen vermitteln und durch Förderungen innerhalb des Projektes länger mit den Familien arbeiten. Zudem ist ein Gruppenangebot speziell für Kinder entstanden, das intensiv genutzt wird. Darüber hinaus ermöglicht Phönix Plus den Mitarbeiter vor Ort präsenter zu sein, Kitas und Schulen zu besuchen und sich an Projekten zu beteiligen.
Im Rhein-Erft-Kreis wurden im Jahr 2018 innerhalb von Phönix Plus 54 Familien betreut. Die Mitarbeiter erreichten dabei 141 Familienmitglieder, konnten insgesamt 96 Fachleute und Kooperationspartner in die Beratungen miteinbeziehen und nahmen 350 Beratungstermine wahr. Dass das Projekt funktioniere, spreche sich herum, sagt Richartz. Die Behandlungszahlen steigen. Im Jahr 2016 startete man mit 19 betreuten Familien im Projekt. „Wir erwarten keinen Abbruch bei den Hilfesuchenden. Der Bedarf ist da und das Projekt wird zunehmend bekannt“, betont er.
Das Beratungsangebot ist kostenlos, unabhängig von Weltanschauung, Religion, Nationalität und unterliegt der Schweigepflicht. Ansprechpartner sind in der Psychosozialen Beratungsstelle Udo Richartz, Telefon 02273-52 72 7, PSB@caritas-rhein-erft.de, und in der Erziehungsberatungsstelle Franziska Graw-Czurda und Volker Heck, Telefon 02235-60 92, info-ebe@caritas-rhein-erft.de.
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Der Caritasverband Rhein-Erft-Kreis e. V. ist Träger von rund 70 Diensten und Einrichtungen rund um ambulante und stationäre Pflege, Familien-, Kinder- und Jugendhilfe sowie Beratungsdienste. Neun Seniorenzentren betreibt der Verband im Kreisgebiet. Mit über 1.600 Mitarbeitenden gehört er zu den größten Arbeitgebern im Rhein-Erft-Kreis. Hinzu kommen rund 1.000 Ehrenamtler. Damit ist der Caritasverband zugleich der größte Wohlfahrtsverband im Rhein-Erft-Kreis.
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Udo Richartz (links), Mitarbeiter im Projekt Phönix Plus und der Caritas-Psychosozialen Beratungsstelle und Fachambulanz Sucht, sowie der Leiter der Stelle, Georg Spilles.
Foto: Caritasverband Rhein-Erft e. V./Abdruck honorarfrei